
Pionierprojekt: Praxis-Checks der HandwerkskammerBürokratie und Überregulierung
Die bürokratische Belastung im Handwerk ist enorm – und das schon seit Jahren. Komplexe, praxisferne Dokumentations- und Nachweispflichten kosten Betriebe wertvolle Zeit und Energie, die für die eigentliche Arbeit fehlt. Besonders für das Handwerk eine große Herausforderung. Handwerksbetriebe müssen oft ähnliche Auflagen erfüllen wie große Unternehmen, verfügen aber nicht über die gleichen personellen und finanziellen Ressourcen. Das führt zu Frust und lähmt die unternehmerische Freiheit. Hier muss dringend gehandelt werden.
Als Handwerkskammer setzen wir uns entschieden für den Abbau bürokratischer Hürden ein – auf kommunaler, Landes-, Bundes- und europäischer Ebene und gehen nun auch neue Wege. Gemeinsam mit Betrieben haben wir unterschiedliche Projekte und Aktivitäten an den Start gebracht, um die Problematik an der Wurzel zu packen. In einem neu entwickelten Format, unseren Praxis-Checks, stellen Handwerkskammer und betroffene Betriebe ein Bürokratie-Thema in den Fokus und durchleuchten die Bürokratie in der Tiefe. In einem weiteren Projekt sammeln ausgewählte Betriebe ein Jahr lang alle Nachweispflichten, die im Anschluss von der Handwerkskammer ausgewertet werden. So können konkrete Forderungen und Verbesserungsvorschläge formuliert und an die Politik herangetragen werden.
Als Handwerkskammer begegnen wir unseren Betrieben beim Thema Bürokratie mit großer Fachkenntnis und Offenheit. Wir hören zu, analysieren und bringen praxisnahe Lösungen in die Entscheidungsprozesse ein. Wir sind überzeugt: Veränderung beginnt mit fundiertem Wissen und Erfahrungswerten aus der Basis. Wir verstehen uns dabei als Türöffner in die Politik, damit Entlastung endlich nachhaltig auf den Weg gebracht werden kann.
Praxis-Check: Installation von PV-Anlagen
Beim Thema Bürokratieabbau gibt es für die Teilnehmer des Praxis-Checks nichts zu lachen (v.li.n.re.): Anna Müller, Assistentin der HWK-Geschäftsführung, Geschäftsführer der Günthner Elektrotechnik Johann Günthner, Geschäftsführer der Elektrotechnik Stefan Wandinger GmbH Stefan Wandinger, HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger, Bürokratieabbaubeauftragter Walter Nussel und HWK-Präsident Georg Haber.
Beim Thema Bürokratie ist im Handwerk das Maß voll: ständig neue Hürden und keine Aussicht auf nachhaltige Entlastung. Deshalb hat sich die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz nun entschieden, neue Wege zu gehen. Gemeinsam mit betroffenen Betrieben führt sie eigene Praxis-Checks zu einem bestimmten Thema durch, bei dem die gesamte Prozesskette vollständig durchleuchtet wird. Die Ergebnisse und Verbesserungsvorschläge werden im Anschluss dem Bürokratieabbaubeauftragten der Bayerischen Staatsregierung Walter Nussel präsentiert. Ein erstes Praxis-Gespräch fand im Dezember 2024 in der Jura-Holzbau GmbH in Riedenburg statt. Zu einem zweiten Praxis-Gespräch ist Walter Nussel dieses Mal in den Betrieb Günthner Elektrotechnik in Buchhofen im Landkreis Deggendorf gekommen. „Irgendwo müssen wir neu ansetzen, denn wir haben gemerkt, dass es nichts bringt, mit Schlagworten um sich zu werfen. Wir müssen richtig tief graben, um der Politik dann genau sagen zu können, wo es hakt und wie es anders gehen kann“, so HWK-Präsident Dr. Georg Haber.
Praxis-Check: Genehmigung von Schwertransporten
Seit Jahren wird über Bürokratieabbau gesprochen, doch passiert ist bisher wenig. Fokuspunkt des ersten Praxis-Checks war die Genehmigung von Schwertransporten. Die Ergebnisse wurden in der Jura-Holzbau GmbH in Riedenburg dem Bürokratieabbaubeauftragten der Bayerischen Staatsregierung Walter Nussel vorgestellt.
Hier steht der Bürokratieabbau bei der Genehmigung von Schwertransporten im Fokus (v.li.n.re.): Disponent der Jura-Holzbau GmbH Herbert Goß, Geschäftsführer der Blödt Holzkomplettbau GmbH Adrian Blödt, Prokurist der Jura-Holzbau GmbH Christian Hierl, Bürokratieabbaubeauftragter der Bayerischen Staatsregierung MdL Walter Nussel, HWK-Präsident Dr. Georg Haber und Geschäftsführerin der Jura-Holzbau GmbH Stefanie Hierl-Halbritter.
„Wir als Handwerkskammer verstehen uns als Türöffner in die Politik, damit die Probleme unserer Betriebe dort ankommen, wo sie hinmüssen“, so HWK-Präsident Dr. Georg Haber. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass es nichts bringe, die Politik mit zu vielen Themen auf einmal zu konfrontieren. „Lange Forderungskataloge sind gut gemeint, verschwinden aber oft nur in der Schublade. Deshalb sagen wir: Qualität vor Quantität, wir schauen uns die Bürokratie in der Tiefe an“, so Haber weiter.
Pionierprojekt der Handwerkskammer
Manuela Nemela (Mitte) beteiligt sich an einem Pionierprojekt der Handwerkskammer, hier mit zwei der Initiatoren Anna Müller (li.) und Bernhard Lainer.
Im SHK-Betrieb von Gerhard und Manuela Nemela in Landshut ist beim Thema Bürokratie das Maß voll. "Es ist für uns ein wahnsinnig umfangreicher Bereich", erzählt Manuela Nemela. Auch wenn das Unternehmen weitgehend digitalisiert ist, gehört die Bewältigung der Dokumentenflut zum Tagesgeschäft. Nicht nur hier in Landshut stapelt sich das Papier - wenn auch digital, die überbordende Bürokratie ist in jedem Handwerksbetrieb eine Dauerbelastung. Auch in der Interessenvertretung der Handwerkskammer ist der Bürokratieabbau eine zentrale Forderung, die in zahlreichen Gesprächen mit Politikerinnen und Politikern auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene auf den Tisch kommt.