
Beim Thema Bürokratieabbau gibt es für die Teilnehmer des Praxis-Checks nichts zu lachen (v.li.n.re.): Anna Müller, Assistentin der HWK-Geschäftsführung, Geschäftsführer der Günthner Elektrotechnik Johann Günthner, Geschäftsführer der Elektrotechnik Stefan Wandinger GmbH Stefan Wandinger, HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger, Bürokratieabbaubeauftragter Walter Nussel und HWK-Präsident Georg Haber.
Praxis-Gespräch mit MdL Walter NusselBürokratieabbau: neue Ansätze für mehr Effizienz
27. Januar 2025
Beim Thema Bürokratie ist im Handwerk das Maß voll. Obwohl die Handwerksorganisation schon lange auf den enormen Zeit- und Geldfresser aufmerksam macht, sei bisher keine echte Verbesserung spürbar, so HWK-Präsident Dr. Georg Haber. "Bürokratieabbau ist eine durch und durch wichtige, aber auch komplexe Forderung und das liegt in der Natur der Sache selbst. Das Thema an sich ist unfassbar vielschichtig", so Haber. Deshalb hat sich die Handwerkskammer nun entschieden, neue Wege zu gehen. Gemeinsam mit betroffenen Betrieben führt sie eigene Praxis-Checks zu einem bestimmten Thema durch, bei dem die gesamte Prozesskette vollständig durchleuchtet wird. Die Ergebnisse und Verbesserungsvorschläge werden im Anschluss dem Beauftragten für Bürokratieabbau der Bayerischen Staatsregierung Walter Nussel MdL präsentiert. "Irgendwo müssen wir neu ansetzen, denn wir haben gemerkt, dass es nichts bringt, mit Schlagworten um sich zu werfen. Wir müssen richtig tief graben, um der Politik dann genau sagen zu können, wo es hakt und wie es anders gehen kann", so Haber. Ein erstes Praxis-Gespräch fand im vergangenen Dezember in der Jura-Holzbau GmbH in Riedenburg statt. Zu einem zweiten Praxis-Gespräch ist Walter Nussel dieses Mal in den Betrieb Günthner Elektrotechnik in Buchhofen im Landkreis Deggendorf eingeladen.
"In unserer Zeit nicht zu glauben"
Das Fokusthema in Buchhofen: die Installation von PV-Anlagen. Denn vor der Installation müssen diese beim örtlich zuständigen Netzbetreiber zunächst angemeldet und genehmigt werden. Auch die finale Inbetriebnahme ist von enormen bürokratischen Auflagen begleitet. Diese administrative Arbeit liegt de facto beim jeweiligen Handwerksbetrieb. Bei der Günthner Elektrotechnik in Buchhofen ist das Chefsache. Betriebsinhaber Johann Günthner schätzt dabei, dass etwa 25 Prozent seiner gesamten Arbeitszeit nur für bürokratische Pflichten aufgewendet wird. Verbesserungsbedarf sehen er und sein Berufskollege Stefan Wandinger, Geschäftsführer der Elektrotechnik Stefan Wandinger GmbH, bei zahlreichen Netzbetreibern in Bayern. Die Formulare seien unnötig kompliziert, Daten müssen mehrfach übermittelt werden. "Komplett unnötig", nennt Günthner dabei besonders den ständigen Medienbruch. "Dass man PDFs am Laptop ausfüllt, diese dann ausdruckt, unterschreibt, dann wieder einscannt und dann per Mail verschickt, das ist eigentlich in unserer Zeit nicht zu glauben," so Günthner. Auch Wandinger machte im Rahmen des Gesprächs deutlich, dass man mit Blick auf digitale Ziele eigentlich schon sehr viel weiter sein müsste: "Ein beschreibbares PDF ist keine Digitalisierung."
Verbesserungen leicht umzusetzen
Auch Vorschläge und Möglichkeiten, wie es besser funktionieren kann, wurden Walter Nussel präsentiert. Eine Online-Maske ohne Medienbruch statt ausfüllbare PDFs, die einmalige Eingabe geforderter Daten, ein Drop-Down Menü, um technische Daten zur PV-Anlage, die installiert wird, nicht mehr händisch eintippen zu müssen. "Unserer Meinung nach sind das alles Dinge, die umgesetzt werden können, wenn der Wille dazu da ist", so Anna Müller, Assistentin der Geschäftsführung, die das Projekt in der Handwerkskammer federführend betreut. Eine Feststellung, die Müller im Dialog mit Betrieben, beim Thema Bürokratie häufig gemacht hat: "Nur wenn man das Problem wirklich kennt, kann man auch gute Lösungen finden." Walter Nussel bedankte sich bei den Beteiligten für die gute Vorarbeit und sagte seine volle Unterstützung zu. Überrascht hat den Bürokratieabbaubeauftragten insbesondere, dass es bei den einzelnen Netzbetreibern von Antragstellung bis hin zur Meldung bei der Bundesnetzagentur so große Unterschiede gäbe. Hier habe man noch Arbeit vor sich. Praxis-Gespräche wie diese sind Nussel gerade deshalb besonders wichtig, um das Thema Bürokratie anzupacken. "Ich muss die Dinge im Kleinen verstehen, um im Großen Veränderung anstoßen zu können", so Nussel.
Der Bürokratieabbaubeauftragte Walter Nussel (li.) und HWK-Präsident Dr. Georg Haber diskutierten, welche bürokratischen Hürden es bei der Installation von PV-Anlagen gibt, aber auch wie es besser funktionieren kann.
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