Tausende Handwerksunternehmer nutzten bisher die kostenlose Tele-fonberatung der Handwerkskammer bei Fragen rund um die Corona-Pandemie.
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Tausende Handwerksunternehmer nutzten bisher die kostenlose Telefonberatung der Handwerkskammer bei Fragen rund um die Corona-Pandemie.

Interview mit Bereichsleiter Andreas Keller über Betriebsberatung in Zeiten von CoronaDie Helfer in der Not

Herr Keller, Sie leiten den Bereich Beratung bei der Handwerkskammer. Wie haben Sie und Ihr Team die letzten Monate erlebt?

Insbesondere die Zeit kurz nach dem Lockdown am Freitagnachmittag, den 13. März, war wahnsinnig intensiv. Wir hatten alleine am Montag danach fast 900 Beratungsgespräche und Anfragen. Insgesamt hatten wir in der Zeit vom 13. März bis 15. Mai fast 8.000 Beratungen rund um die Pandemie. Das war anstrengend, aber auch positiv, weil ich denke, dass wir vielen unserer Betriebe helfen konnten.

Was waren die häufigsten Fragen und Probleme der Handwerker und wie konnten Sie ihnen helfen?

Das wechselte im Laufe der Zeit. Aber die sicher häufigste Frage war, ob beziehungsweise nach welchen Vorschriften man sein Geschäft öffnen darf. Auch zur Soforthilfe haben wir unzählige Gespräche geführt und uns hinter den Kulissen auch für unsere Betriebe stark gemacht. Erhebliche Probleme gab es auch für die vielen Betriebe, die ausländische Mitarbeiter, etwa aus Tschechien, beschäftigt haben. Da diese Leute, die bisher täglich pendelten, praktisch von einem Tag auf den anderen mindestens 14 Tage in Deutschland verbleiben mussten, um nicht in Quarantäne zu kommen.

Haben Sie von besonders tragischen oder vielleicht gar erfreulichen Betriebsschicksalen erfahren?

Sicher, denn auch wenn Corona bis jetzt für eine Vielzahl von Betrieben zwar schwierig aber nicht existenzbedrohend war, gab es doch eine Reihe von Betrieben, bei denen es um die nackte Existenz ging. Das ist schon manches Mal nicht einfach gewesen. Schön war es, zu sehen, wie viele Menschen und Betriebe oft einen guten Zusammenhalt gelebt haben. Nicht umsonst heißt es: In der Krise zeigt sich der Charakter.

Nicht nur für Unternehmer, sondern auch für Sie und ihr Team war die Pandemie eine unvorhersehbare Herausforderung. Wie schafften und schaffen Sie es, diese Ausnahmesituation zu meistern?

Wir sind ein fantastisches Team und nichts hat das so deutlich gezeigt, wie diese Tage und Wochen. Teilweise waren wir schon krisenerprobt, das haben die Flutkatastrophen in den letzten Jahren gezeigt, aber so eine umfassende Krise hatten wir noch nicht. Denn neben der Flut an Informationen, teilweise kamen innerhalb von einer Stunde zwei bis drei Änderungen der Soforthilfe, mussten wir auch noch damit zurechtkommen, dass wir selbst nicht mehr beieinander waren, sondern durch Homeoffice getrennt arbeiteten. Aber die elektronische Kommunikation hat hervorragend geklappt. In Summe waren von der Beratung bis zu 52 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einsatz, teilweise rund um die Uhr. Auf diese Leistung bin ich unheimlich stolz und das ist auch ein Engagement, dass man nicht anordnen kann, das ist da oder eben nicht.

Wie hoch ist die Nachfrage nach Beratungen aktuell? Hat sich die Lage wieder eingependelt?

Wir sind seit Juli quasi wieder im Normalbetrieb. Die Betriebe haben sich mit den Vorschriften arrangiert und sich in der Situation eingerichtet. Vereinzelt kommen noch Fragen zu Corona, aber das sind sehr wenige. Nichtsdestotrotz, bleiben wir wachsam, denn es ist nach wie vor ungewiss, wie sich die Infektionszahlen entwickeln und ob es nicht wieder zu stärkeren Vorschriften kommt.

Wie lautet Ihre Prognose für die konjunkturelle Entwicklung im Handwerk in den nächsten Monaten?

Aktuell geht es den meisten Betrieben den Umständen entsprechend gut. Kritisch sind die Branchen, die nahe an Industrie, Gastronomie oder Hotellerie dran sind, denn hier gibt es erhebliche Probleme. Spannend wird die Entwicklung in den Herbstmonaten, denn dann wird sich zeigen, ob es wieder zu starken Einschränkungen kommt. Dann wäre die Lage anders als im Frühjahr, denn auch wenn man sich vielleicht schon ein bisschen besser auf eine solche Einschränkung eingestellt hat: Bei vielen Betrieben sind die Reserven aufgebraucht und ein erneuter Lockdown würde viele existenziell bedrohen. Eine belastbare Prognose ist meines Erachtens schwierig.

Die Betriebe leben also in einer großen Ungewissheit. Können Sie sich trotzdem für die nächste Zeit wappnen?

Wichtig ist, die Hygienemaßnahmen im Betrieb und am Kunden weiter aufrecht zu erhalten. Es darf nicht passieren, dass sich Corona unter der Belegschaft ausbreitet, denn dann hat der Betrieb ein Problem, dass man unter Umständen nicht mehr lösen kann. Richtet man sich bestmöglich auf die Hygienevorschriften ein, dann hat man zumindest das Mögliche getan, falls sich die Lage noch einmal verschärfen sollte. Und als Zweites ist es wichtig, die betriebswirtschaftliche Lage wieder in Ordnung zu bringen, Bankgespräche zu führen, um die aufgelaufenen Verluste auszufinanzieren und die finanzielle Situation wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen. Jetzt ist die Zeit dazu und wir helfen hier gerne und wie immer kostenfrei.

Gibt es Langzeitstrategien, die Betriebe jetzt angehen sollten, um krisensicherer zu werden?

Krisensicherung ist immer wichtig und war es auch schon vor Corona. Wir haben schon vor einigen Jahren einen Notfallordner entwickelt, mit dem man sich auf den Ausfall des Chefs oder wichtiger Personen im Betrieb einstellen kann. Dieser Notfallordner ist kostenfrei im exklusiven Kundenbereich unter www.hwkno.de zum Download verfügbar und wir helfen gerne bei der Bearbeitung. Strategisch gilt es, den Betrieb auf die Trends der Zukunft auszurichten, etwa auf den Bereich Gesundheit. Hierzu haben wir uns fachlich aufgerüstet und werden Anfang des nächsten Jahres zwei große Informationsveranstaltungen abhalten - natürlich online. Auch Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Schwerpunkt. Handwerkskunden legen zunehmend Wert auf Ökologie, Klimafreundlichkeit und Ressourcenschonung. Viele Handwerksbetriebe machen hier schon etwas, viele können aber ihr Potential noch besser nutzen. Das heißt nicht, dass man seinen Betrieb komplett umkrempeln muss, aber ein Augenmerk drauf zu haben, ist meines Erachtens wichtig. Denn aus dem Markt scheidet man nicht mit einem Paukenschlag, das ist ein schleichender Prozess, den man oft erst merkt, wenn es zu spät ist. Wer frühzeitig die Weichen stellt und immer ein Ohr am Kunden und dessen Bedürfnissen hat, kann eigentlich gar nicht viel falsch machen. Und natürlich helfen unsere Berater immer gerne - nicht nur in Krisenzeiten.

 Ansprechpartner

Keller Andreas Fotowerkstatt Gahr

Andreas Keller

Bereichsleiter

Tel. 0941 7965-111

Fax 0941 7965-281111

andreas.keller--at--hwkno.de



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