Im vierten Quartal 2024 ging im ostbayerischen Handwerk jüngst auch die Auslastung zurück.
Sascha Schneider - www.amh-online.de
Im vierten Quartal 2024 ging im ostbayerischen Handwerk jüngst auch die Auslastung zurück. So meldete das Bauhauptgewerbe die niedrigste Auslastungsquote seit 2017.

Konjunktur IV. QuartalWeitere Eintrübung im ostbayerischen Handwerk

16. Januar 2025

Der Negativtrend setzt sich fort, die konjunkturelle Lage im Handwerk bleibt äußerst angespannt. Zum Jahresende 2024 verzeichnete der Geschäftsklima-Index erneut einen Rückgang und liegt nun bei -13 Prozentpunkten. Mit Blick auf das Gesamtjahr haben die Betriebe ihre wirtschaftliche Situation 2024 deutlich schlechter bewertet als im Vorjahr. Auch die Aussichten bleiben trüb.

"Seit Jahren beobachten wir einen deutlich rückläufigen Trend beim Geschäftsklima-Index im ostbayerischen Handwerk. Die Lage ist mittlerweile eine ganz andere, als noch vor ein paar Jahren", äußerte sich HWK-Präsident Dr. Georg Haber besorgt. Um Wachstum zu fördern und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, seien dringend politische Maßnahmen erforderlich. "Unsere Erwartungen an die neue Regierung sind hoch und unsere Forderungen sehr klar. Die Belange kleiner und mittlerer Unternehmen sowie das Unternehmertum müssen endlich wieder stärker in den Fokus gerückt werden. Denn nur mit einem schlagkräftigen und leistungsfähigen Mittelstand können wir unsere Wirtschaft wieder auf Kurs bringen und die Zukunft gestalten", so Haber.

Umsatzeinbußen und sinkende Auftragseingänge

Die angespannte wirtschaftliche Lage im ostbayerischen Handwerk schlägt sich nach wie vor insbesondere in sinkenden Umsätzen und rückläufigen Auftragseingängen nieder. Mit 42 Prozent verbuchte im vergangenen Quartal fast jeder zweite Betrieb einen Rückgang der Auftragslage, rund ein Drittel (31 Prozent) verzeichnete Umsatzeinbußen. Stark betroffen sind nach wie vor die Handwerke für den gewerblichen Bedarf, das Bauhaupt- und Ausbaugewerbe. Ein wachsender Teil der Betriebe (15 Prozent) reduzierte im vergangenen Quartal außerdem seine Preise. Preiserhöhungen wurden hingegen überwiegend von Betrieben aus dem Kraftfahrzeuggewerbe, Lebensmittelgewerbe und den Handwerken für den privaten Bedarf gemeldet.

Die schlechtere Geschäftslage spiegelt sich auch in der Betriebsauslastung wider. Fast jeder vierte Betrieb (22 Prozent) ist nur bis 60 Prozent oder weniger ausgelastet. Gerade im Baubereich sowie in den Handwerken für den gewerblichen Bedarf verschlechterte sich die Auslastung. So meldete das Bauhauptgewerbe die niedrigste Auslastungsquote seit 2017, die Handwerke für den gewerblichen Bedarf seit 2020.

Positiv zu bewerten ist, dass die Investitionsbereitschaft in den Betrieben stabil geblieben ist. Rund jeder zweite Betrieb (41 Prozent) investierte zuletzt – angestiegen ist dabei auch die Investitionsbereitschaft der Betriebe im Kraftfahrzeuggewerbe, sowie in den Handwerken für den privaten Bedarf. Die Gesamtsituation, aber üblicherweise auch saisonale Einflüsse, führten zuletzt dazu, dass wieder mehr Betriebe ihre Gesamtbeschäftigtenzahl zum Jahresende hin reduzierten. Bei jedem fünften Betrieb war dies zuletzt der Fall. Gleichzeitig hielt aber ein Großteil der Betriebe (69 Prozent) an seinen Mitarbeitern fest, jeder zehnte Betrieb (11 Prozent) stellte auch zusätzliches Personal ein. 

Abwärtstrend birgt viele Risiken

Die Talsohle scheint noch nicht durchschritten: Auch in den nächsten drei Monaten erwarten ostbayerische Handwerksunternehmer keine grundlegende Erholung der wirtschaftlichen Gesamtlage. Im Gegenteil: 38 Prozent aller Betriebe gehen sogar von einer weiteren Verschlechterung aus. Entsprechend negativ sind die Auftrags- und Umsatzprognosen, auch die Dynamik der Preise wird weiter hoch eingeschätzt. "Wenn sich die Umsatz- und Auftragseinbußen und die abschwächende Auslastung weiter fortsetzen, birgt das viele Risiken und eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage unserer rund 42.000 Betriebe", so HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger. "Viele unserer Handwerkerinnen und Handwerker sind frustriert und verunsichert. Diesem Zustand sowie der schlechter werdenden wirtschaftlichen Entwicklung, muss die Politik etwas entgegensetzen und dafür sorgen, dass die Standort- und Rahmenbedingungen deutlich besser werden." Zwar sprechen einzelne Indikatoren, wie beispielsweise die stabile Beschäftigungsentwicklung und die gleichbleibende Investitionsbereitschaft für Zuversicht. "Das allein reicht aber nicht aus, um Wachstum zu gewährleisten," stellt Kilger klar.