Vor allem im Bau- und Ausbaugewerbe macht sich die schlechte konjunkturelle Lage deutlich bemerkbar. Auf dem Bild sind zwei Maurer bei der Arbeit zu sehen.
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Vor allem im Bau- und Ausbaugewerbe macht sich die schlechte konjunkturelle Lage deutlich bemerkbar.

Konjunktur III. QuartalHandwerksbetriebe erwarten längere Durststrecke

15. Oktober 2024

Ungünstige unternehmerische Rahmenbedingungen, Rezession, nachlassende Nachfrage: Ostbayerns Handwerksbetriebe stehen vor großen Herausforderungen. Die Hoffnung auf eine schnelle Kehrtwende schwindet - und das schlägt sich auch auf das Geschäftsklima nieder. Nach einer Stagnation des Geschäftsklimas in der ersten Jahreshälfte hat sich die Stimmung erneut eingetrübt. Der Geschäftsklima-Index ist auf einen Wert von minus vier Prozentpunkte gesunken (Vorquartal: plus zwei).

Ein Alarmsignal für Dr. Georg Haber, Präsident der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz: "Aktuell geht nicht einmal jeder zwanzigste Betriebsinhaber von einer Verbesserung seiner Geschäftslage aus, so wenige wie seit zwei Jahren nicht mehr", so Haber. "Wir müssen den unübersehbaren Abwärtstrend in unserem Land stoppen und die Belange des Mittelstandes wieder deutlicher in den Fokus rücken." Das Handwerk brauche neben genügend qualifizierten Mitarbeitern dringend unternehmensfreundliche Standortbedingungen mit weniger Steuern, Abgaben und Bürokratie.

Auftragsreichweiten gehen zurück

Neben saisonaler Einflüsse trüben die schlechten konjunkturellen Rahmenbedingungen den Ausblick vieler Betriebe erheblich. Rund jeder dritte erwartet sowohl eine rückläufige Nachfrage (33 Prozent) als auch Umsatzrückgänge (36 Prozent). Gleichzeitig rechnen die Betriebe weiter mit einem hohen Preisdruck im Einkauf und weiter steigenden Einkaufspreisen (40 Prozent). Auch die positive Beschäftigungsdynamik wird sich nach Prognose der ostbayerischen Handwerksunternehmer in den Herbst- und Wintermonaten wieder abschwächen. 

38 Prozent der Handwerksbetriebe, und damit mehr als noch im Vorquartal, berichten konkret von rückläufigen Auftragseingängen. Gut die Hälfte der Unternehmen (52 Prozent) schaffte es dennoch, seine Auftragslage bis jetzt stabil zu halten. Die in Teilen des Handwerks nachlassenden Neuaufträge schlagen sich allerdings bei den Auftragsreichweiten nieder. Vor allem im Baubereich sind hier Rückgänge zu verzeichnen.

Verkaufspreise weitgehend stabil

Rückläufige Auftragseingänge zeichnen sich im Bereich des Baus - im Bauhauptgewerbe bei 46 Prozent der Betriebe, im Ausbaugewerbe bei 38 Prozent, sowie in den Handwerken für den gewerblichen Bedarf bei 43 Prozent aller Betriebe - besonders deutlich ab. Auch im Gesundheitssektor ist gegenüber dem Vorquartal eine deutlich schwächere Nachfrage festzustellen.   

Noch berichtet der überwiegende Teil der Handwerksunternehmen (55 Prozent) von zuletzt stabilen Umsätzen. Gleichzeitig musste aber auch jeder dritte Betrieb (33 Prozent) im abgelaufenen Quartal Umsatzeinbußen hinnehmen. Die Preisdynamik hat auch im dritten Quartal etwas nachgelassen. Ein Großteil der Betriebe (70 Prozent) belässt seine Verkaufspreise. Rund jeder fünfte Betrieb (19 Prozent), etwas weniger als noch im Frühjahr, erhöhte seine Preise. 

Investitionsbereitschaft ungebrochen

Insgesamt stellt sich das Geschäftsklima in den einzelnen Handwerksgruppen sehr unterschiedlich dar. Das Bauhauptgewerbe und auch die Handwerke für den privaten Bedarf leiden unter einer deutlich negativen Gesamtsituation. Im Lebensmittelgewerbe sowie im Gesundheits- und Kraftfahrzeuggewerbe hellte sich die Stimmung dagegen zuletzt wieder etwas auf.

Jürgen Kilger, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, verweist hinsichtlich der schwierigen Gesamtsituation auf die beachtliche Resilienz weiter Teile des ostbayerischen Handwerks. So habe die Investitionsbereitschaft der Betriebe in den letzten Monaten deutlich angezogen. "41 Prozent der Betriebe investierten im dritten Quartal, so viele wie seit Anfang 2020 nicht mehr", sagt der HWK-Hauptgeschäftsführer. Positive Signale gebe es auch im Hinblick auf die Beschäftigtenzahlen. Erstmals seit zwei Jahren habe sich bei mehr Betrieben (17 Prozent) die Beschäftigtenzahl erhöht, als dass sie gesunken (15 Prozent der Betriebe) sei.