Aus der Deutschen Handwerks Zeitung Rat und Tat für Erstausbilder
Als sich Sandra Schmid im August 2019 voller Vorfreude selbstständig machte, ahnte sie noch nicht, dass sie ihren Salon am Stadtplatz in Hemau schon ein halbes Jahr später wieder schließen muss. Die Corona-Pandemie verlangte gerade den Friseuren einiges ab. "Wenn ich damals gewusst hätte, was auf mich zukommt, hätte ich mich nicht getraut ein Geschäft zu eröffnen", sagt die Friseurmeisterin, um sofort anzufügen: "Trotzdem war die Selbstständigkeit die beste Entscheidung meines Lebens." Denn inzwischen läuft ihr Salon "Sandras Haarkunst" richtig gut. Seit Dezember letzten Jahres bildet Schmid ihren ersten Lehrling aus. HWK-Betriebsberater Mario Göhring hat sie im Vorfeld unterstützt. "Er hat mir alle Fragen zur Ausbildung beantwortet und steht mir auch jetzt noch mit Rat und Tat zur Seite", freut sich die Handwerksmeisterin.
Umfangreiches Angebot
Bereits bei der Aufstellung eines Businessplans für ihre Betriebsgründung habe sie von der HWK-Betriebsberatung wertvolle Unterstützung bekommen. "Schon damals war die Beratung top, weshalb ich die Erstausbilder-Beratung der Handwerkskammer sehr gerne in Anspruch genommen habe", sagt die 35-Jährige. Andreas Keller, Bereichsleiter Beratung bei der HWK, freut sich über das positive Feedback. "Ausbildung ist der Schlüssel, um Fachkräftenachwuchs zu generieren und deshalb ist eine gute Qualität in der Ausbildung wichtig", sagt er. Neben fachlichen Kenntnissen müsse der Ausbilder auch pädagogischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. "Das erste Mal ausbilden, da müssen sich Abläufe einschleifen und man muss sich klarmachen, wie die Ausbildung ablaufen soll. Hierauf bereitet eine Erstausbilderberatung sehr gut vor – im Hinblick auf rechtliche Gegebenheiten aber auch auf alltägliche Fragen wie beispielsweise zu Berufsschule oder Urlaub."
Nur zwei Bewerbungen erhalten
Rund 180 Erstausbilder-Beratungen führen die HWK-Betriebsberater im Jahr durch. Im vergangenen Jahr gab es im Kammerbezirk 311 Erstausbilder. Der Friseurberuf gehört zu den beliebtesten Ausbildungsberufen. Sandra Schmids Auszubildende, die 23-jährige Tatjana Meier, ist hin und weg vom Friseurhandwerk. "Ich bin gerne kreativ und das kann ich in meiner Ausbildung voll einbringen", sagt sie. Neben ihrer Auszubildenden beschäftigt Sandra Schmid in ihrem Salon noch die Friseurmeisterin Andrea Habermann und Gesellin Mirijam Stiegler. Das Frauenteam ist gut eingespielt und versteht sich bestens. Schmid ist das wichtig. Sie sagt: "Wir helfen alle zusammen, auch, was Tatjanas Ausbildung angeht."
Die Suche nach einem Azubi gestaltete sich nicht ganz einfach. Nach einem breit gestreuten Aufruf in den sozialen Medien und ordentlich Mundpropaganda erhielt Sandra Schmid genau zwei Bewerbungen. Woran das lag? Die Friseurmeisterin kann nur mutmaßen: "Ich glaube, dass viele junge Leute samstags oder bis spät in den Abend hinein nicht mehr arbeiten wollen." Dabei biete gerade das Friseurhandwerk viel Abwechslung. "Ich habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht und bin auch nach zwanzig Jahren im Job noch glücklich mit der Entscheidung." Auf die Frage, warum sie ausbildet, antwortet Schmid prompt: "Ich will, dass das Handwerk nicht ausstirbt." Bei der Einstellung ihrer Auszubildenden hätten sich viele Fragen ergeben. "Aber wenn man einen guten Betriebsberater im Hintergrund hat, kann man getrost einen Azubi einstellen."
Andreas Keller schätzt die Arbeit aller Ausbilder im Handwerk sehr. "Ausbildung gibt jungen Menschen eine Perspektive. Deshalb bekommen die Handwerksbetriebe hierfür von uns umfangreiche Informationen und Unterstützung", sagt er. Neben einer individuellen Beratung erhalten die Erstausbilder eine Mappe mit allen erforderlichen Informationen wie zum Beispiel der Ausbildungsordnung, den Kontaktdaten der zuständigen Berufsschule, einem Lehrvertrag, einem Leitfaden zur Berufsausbildung sowie Infos zum Jugendschutzgesetz.
Mehr dazu unter www.hwkno.de/ausbildungsnavigator