Arbeitsgruppe zur BerufsorientierungPraktikum als Mittel der Wahl
30. Januar 2024
Nach wie vor sind Fachkräftebedarf und Fachkräftesicherung zentrale Herausforderungen für Handwerksbetriebe. Vor diesem Hintergrund haben die bayerischen Handwerkskammern beim Ludwig-Fröhler-Institut für Handwerkswissenschaften eine Forschung in Auftrag gegeben, um zu untersuchen wie Jugendliche mit Blick auf ihre eigene berufliche Zukunft den Karriereweg Handwerk bewerten. Die Forschungsergebnisse präsentierte die stellvertretende Institutsleiterin Dr. Andrea Greilinger im HWK-Bildungszentrum Deggendorf im Rahmen einer Veranstaltung der kürzlich ins Leben gerufenen Bayerisch-Tschechischen Arbeitsgruppe zur Berufsorientierung im Handwerk. Insgesamt 25 tschechische und deutsche Teilnehmer aus dem Schul- und Bildungswesen, aus Handwerk und Wirtschaft nahmen an der Veranstaltung teil, die simultan übersetzt wurde.
Die Arbeitsgruppe ist Teil des Projekts "Handwerksheld*innen - Karriereperspektiven im Handwerk." Das Projekt wurde im letzten Jahr gemeinsam von der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz und der Südböhmischen Wirtschaftskammer an den Start gebracht und finanziert sich aus dem Programm INTERREG Bayern-Tschechien 2021-2027.
Tradierte Vorstellungen
Wie schätzen Jugendliche ihre Zukunftsperspektiven in unterschiedlichen Bildungswegen ein? Was wünschen sie sich von einem zukünftigen Arbeitgeber? Und wie attraktiv bewerten sie Berufsorientierungsmaßnahmen? Diese drei Fragen standen im Mittelpunkt der Forschung, die auf Basis einer Befragung von etwa 2.000 Schülerinnen und Schülern aus ca. 70 bayerischen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien durchgeführt wurde. Dabei wurde festgestellt, dass viele Jugendliche eine Karriere im Handwerk nach wie vor skeptisch bewerten. Gründe hierfür seien tradierte Vorstellungen von starker körperlicher Arbeit, geringer Entlohnung und mangelnder Flexibilität, so Greilinger. "Wir müssen von diesem Bild vom Handwerk wegkommen und damit aufräumen", betonte die Wissenschaftlerin in ihrem Vortrag. Das unterstrich auch Christian Kaiser, stellvertretender Bereichsleiter der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz: "Mit den zahlreichen Weiterbildungsmöglichkeiten und krisensicheren Zukunftsperspektiven entspricht das Bild, das viele immer noch vom Handwerk haben einfach nicht mehr der Realität", so Kaiser.
"Zusehen und selbst machen"
Weiterer Gegenstand der Forschung war die Bewertung unterschiedlicher Berufsorientierungsmaßnahmen. Am besten schnitt bei den Befragten, egal welchen Schultyps, das Praktikum ab. "Zusehen, selbst machen und im Anschluss schriftliche Informationen erhalten", das sei den meisten Jugendlichen bei der Berufsorientierung am liebsten, stellte Greilinger fest. Die Möglichkeit praktische Erfahrungen zu sammeln und einen Beruf durch die Personen kennenzulernen, die ihn selbst ausüben, bietet sich Jugendlichen nicht nur beim bayernweit verpflichtenden Tag des Handwerks an Schulen. Auch das Projekt "Handwerksheld*innen - Karriereperspektiven im Handwerk" zielt darauf ab Kinder und Jugendliche in Tschechien und Bayern durch praktische Workshops, Schüleraustausche und Handwerks-Parcours mit dem Thema Handwerk in Berührung zu bringen und über die zahlreichen Karrierechancen aufzuklären. Šárka Kučerová von der Südböhmischen Wirtschaftskammer stellte zusammen mit Stefanie Mikla und Gitte Wagner von der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz die bisherigen Projektaktivitäten vor, mit denen seit dem Start im Jahr 2023 bereits zahlreiche Jugendliche in Tschechien und Bayern erreicht wurden.
Die vollständigen Forschungsergebnisse des Ludwig-Fröhler-Instituts gibt es hier: https://lfi-muenchen.de/attraktivitaet-einer-ausbildung-im-handwerk/
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