Meisterschaft "Euro Skills"Niederbayern auf der Bühne Europas

Die Euro Skills: Es ist das größte Event zur beruflichen Bildung und Kompetenzentwicklung Europas. Alle zwei Jahre treten die besten Fachkräfte in einem internationalen Wettbewerb gegeneinander an – in diesem Jahr in der imposanten Polsat Plus Arena in der polnischen Metropole Danzig. Das Setting ist beeindruckend: zehntausend Zuschauer, 567 Teilnehmer, 32 Nationen und 43 Wettkampfdisziplinen. Mittendrin: zwei Niederbayern aus dem Landkreis Rottal-Inn. Der Kfz-Mechatroniker Manuel Schmied und der Fahrzeuglackierer Johannes Brandl waren Teil der deutschen Nationalmannschaft, die beim Wettbewerb mit 33 Spitzenfachkräften in 29 Wettkampfdisziplinen ins Rennen gingen. Mit Erfolg: aus dem Wettbewerb ging das deutsche Team als Vize-Europameister hervor.

"Mal schauen was dabei raus kommt"

Für den 20-jährigen Manuel Schmied aus Arnstorf fing alles im elterlichen Kfz-Betrieb an. In der Werkstatt aufgewachsen, entschied er sich schon früh den Beruf des Kfz-Mechatronikers zu lernen. "Mein Papa hat mir freigestellt was ich mache, ich hätte auch was Anderes lernen können", erzählt Schmied. Doch was Anderes kam für ihn nicht in Frage. Der Beruf sei spannend und abwechslungsreich, "alles ist kombiniert von der Elektronik bis zur Mechanik." Nach der Ausbildung qualifiziert er sich mit seiner Gesellenprüfung für die Deutsche Meisterschaft im Handwerk – den größten Berufswettbewerb Deutschlands. Anspruchsvolle Arbeitsproben absolviert Manuel ohne Probleme. Er wird erst zum Kammersieger ernannt, dann folgt der Landessieg. "Wie ich dann gewonnen habe, hat’s geheißen: du darfst nach Frankfurt fahren!" Den Bundessieg bringt Manuel nicht mit nach Hause. Trotzdem hat er die Möglichkeit an den Euro Skills teilzunehmen – als einer von Deutschlands besten Kfz-Mechatronikern. Wie sich das anfühlt? Da ist Manuel Schmied pragmatisch: "Man weiß man ist gut. Dann liefert man einfach seine Arbeit ab und schaut was dabei rauskommt."

Von Abu Dhabi nach Kanada

Auch Johannes Brandl ist die Begeisterung fürs Handwerk in die Wiege gelegt. Der Großvater Maler, der Vater Fahrzeuglackierer. Das Lackieren begeistert ihn schon im Kleinkindalter: "Am Wochenende habe ich gern mal mein Bobby Car oder meinen Bulldog umlackiert", erinnert sich Johannes. Die Aufgaben werden größer – die Begeisterung bleibt. Mit 15 beginnt er die Ausbildung, verkürzt sie auf zweieinhalb Jahre. Seine Gesellenprüfung führt ihn zur Deutschen Meisterschaft im Handwerk. 2019 wird er Bundessieger. Dabei ging es ihm nicht nur ums Gewinnen. "Mir persönlich war es am wichtigsten einfach dabei zu sein. Wenn man da verbissen rangeht, macht man nur Fehler." Ohne Ehrgeiz geht es trotzdem nicht. Den hat Johannes von und nicht zuletzt wegen seinem Vater. "Ich habe mitgemacht, weil mein Papa auch Bundessieger war. Ich wollte ihm und mir beweisen, dass ich das auch kann." 2022 ist er bei den World Skills mit dabei. Vorbereitungstreffen führen ihn nach Abu Dhabi und nach Kanada, die pandemiebedingte "Spezialedition" des Wettbewerbs findet schließlich in reduzierter Form in Dänemark statt. Hier gewinnt er eine Medal of Excellence.

Stolze Familien im Publikum

Bei den Euro Skills in Danzig teilen sich die beiden ein Zimmer und starten mit einem straffen Zeitplan in den fünftägigen Wettbewerb gegen Mitstreiter aus Polen, Litauen, Holland, Spanien, Portugal oder Frankreich. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Motormanagement und Fehlersuche, bei Johannes Brandl das Lackieren von Anbauteilen und die Gestaltung eines freien Designs. Bei der feierlichen Abschlusszeremonie erhält Manuel Schmied eine Medal of Excellence, Johannes Brandl eine Silbermedaille. Im Publikum sitzen die stolzen Familien der beiden niederbayerischen Nachwuchstalente. "Die waren alle extrem begeistert", erzählt Manuel.

Große Pläne für die Zukunft

Für Johannes Brandl ist die Zeit als Teilnehmer in den World- und Euro Skills vorbei. In Eggenfelden hat der 22-jährige ohnehin genug zu tun. Mittlerweile ist er als Geschäftsführer in den Betrieb seines Vaters mit eingestiegen. Sein Plan: "die Firma stärker machen und weiter zu wachsen." Mit seinen Mitstreitern aus aller Herren Länder ist er immer noch verbunden. "Nächstes Jahr kommen ein paar nach Deutschland zu Besuch. Dann gehen wir aufs Oktoberfest." Manuel Schmied wurde Anfang des Jahres in das Weiterbildungsstipendium der Handwerkskammer aufgenommen und absolviert aktuell seinen Kfz-Meister in Passau. Ob es für ihn zu den World Skills geht, die im nächsten Jahr in Lyons ausgetragen werden, das entscheidet sich im Frühjahr. Es wäre nicht der erste Auftritt auf einer globalen Bühne für den 20-jährigen. In seiner Freizeit betreibt er Luft- und Armbrustschießen und das "nicht grad schlecht." Als Armbrustschütze ist er im Nationalkader und darf auf Weltcups mitschießen, im Luftgewehrschießen ist er mit seiner Mannschaft Bayerischer Meister. Den Wettkampf in den Genen – wie es dazu kam, das weiß er selbst nicht genau. "Ich glaub das mit dem Ehrgeiz muss schon ein bisschen von Geburt an kemma", sagt er nach kurzem Überlegen.