
In der Bildungsakademie der F.EE GmbH werden die drei jungen Kirgisen, hier mit HWK-Präsident Dr. Georg Haber (2.v.li.), dem stv. HWK-Hauptgeschäftsführer Hans Schmidt (2.v.re.) und Ausbildungsleiter Elektrotechnik Thomas Schmid (1.v.re.) zu Elektronikern für Automatisierungs- und Systemtechnik ausgebildet.
RekrutierungsprojektNeue Wege bei der Fachkräftegewinnung
27. März 2025
Trotz einem Aufwärtstrend, blieben 2024 zahlreiche Ausbildungsstellen im ostbayerischen Handwerk unbesetzt. Das stellt ein erhebliches Problem dar, wie HWK-Präsident Dr. Georg Haber betont. "Der Fachkräfte- und Nachwuchsmangel ist nach wie vor eine der größten Herausforderungen für das Handwerk – besonders mit Blick auf die vielen Aufgaben, die uns bevorstehen." Um diesem Engpass entgegenzuwirken, setzt die Handwerkskammer auf verschiedene Strategien. Neben der Stärkung von Berufsorientierungsangeboten, spielt die gezielte Arbeitsmigration eine zentrale Rolle. Auch im Handwerk gewinnen Rekrutierungsprojekte im Ausland zunehmend an Bedeutung. Eines dieser Projekte wurde im Jahr 2023 von der Arbeitsagentur Schwandorf ins Leben gerufen und konzentriert sich auf die Rekrutierung kirgisischer Auszubildender für die Region. Die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz ist als Kooperationspartner beteiligt. Wie das Projekt in der Praxis funktioniert haben sich HWK-Präsident Dr. Georg Haber und der stellvertretende HWK-Hauptgeschäftsführer Hans Schmidt bei zwei Betriebsbesuchen angeschaut.
Gut ins Team integriert
In der F.EE GmbH in Neunburg vorm Wald, haben mit Abdilla Narzillaev, Aktan Zhekshenov und Atai Tursunaliev drei junge Kirgisen im September 2024 ihre Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungs- und Systemtechnik begonnen. Damit die drei sowohl beruflich als auch privat gut ankommen, hat das Unternehmen einiges unternommen. "Dass die jungen Männer hier eine zweite Heimat finden, ist für uns essenziell", betont Personalleiter Udo Starck. "Wir haben von Jahr zu Jahr immer mehr Schwierigkeiten damit, genügend Auszubildende für unsere technischen Berufe zu finden." Um diese Lücken zu schließen beteiligte sich F.EE am Programm – und das mit Erfolg. "Die drei schlagen sich wirklich sehr, sehr gut und mit ihrem Engagement gleichen sie die Sprachbarriere auch wieder aus."
In Roding absolvieren zwei junge Kirgisinnen ihre Ausbildung in der Bäckerei Kraus. Die 18-jährige Aiana Nazarbekova lernt den Beruf der Bäckerin, während ihre gleichaltrige Kollegin Kyial Dunganova zur Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk ausgebildet wird. Auch für Betriebsinhaber und Konditormeister Ulrich Kraus ist das Projekt ein voller Erfolg. "Die zwei sind schon voll integriert und zählen zum Team." Kraus ist so zufrieden, dass er dieses Jahr im September einer dritten Kirgisin eine Ausbildung in seiner Bäckerei anbieten wird.
Erweiterung des Projekts geplant
Im ersten Jahr des Projektstarts sind 21 Auszubildende nach Ostbayern gekommen, im Jahr 2024 hat sich diese Zahl mit 49 mehr als verdoppelt. Insgesamt nahmen bislang 70 junge Menschen an dem Programm teil – mit einer beeindruckend niedrigen Abbruchquote von nur zwei Fällen. Was das Projekt so erfolgreich macht: Ein dichtes Netzwerk von Kooperationspartnern, das vom Landkreis über die Wirtschaftsförderung bis hin zu den Kammern reicht, ein enger Kontakt zu den Betrieben und eine engmaschige Betreuung der Auszubildenden. Für die Zukunft ist eine Erweiterung des Projekts auf weitere Agenturbezirke geplant. Schon jetzt haben zahlreiche Handwerksbetriebe ihr Interesse bekundet, sich daran zu beteiligen.
"Gemeinsames Wachstum" durch Arbeitsmigration
Auch die Handwerkskammer wird sich verstärkt an Initiativen zur Arbeitsmigration engagieren: "Wir brauchen junge Menschen, die eine Ausbildung im Handwerk absolvieren und sich weiterentwickeln möchten. Deshalb ist die Fachkräftezuwanderung aus Drittstaaten in Verbindung mit einem guten Fachkräfteeinwanderungsgesetz so entscheidend", erklärte Hans Schmidt im Rahmen der Besuche. "Arbeitsmigration ist nicht nur ein Weg, Fachkräfte zu gewinnen – sie ist eine Chance für Innovation, kulturellen Austausch und gemeinsames Wachstum", schloss Haber.
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Aiana Nazarbekova (li.) und Kyial Dunganova aus Kirgistan absolvieren ihre Ausbildungen bei der Bäckerei Kraus in Roding