Der Beton- und Stahlbetonbauer Louis Ritschel bearbeitet ein Bauteil per Hand.
HWK Mittelfranken
Volle Konzentration Beim Landesentscheid in Augsburg hat der Beton- und Stahlbetonbauer Louis Ritschel seine Fähigkeiten unter Beweis gestellt

Deutsche Meisterschaft im Handwerk"In diesem Wettbewerb gibt es keine Verlierer"

Tue was du liebst und du wirst nie einen Tag in deinem Leben arbeiten. Dieser Spruch mag abgedroschen klingen, wie viel Wahrheit dennoch darin steckt, beweisen die 19-jährige Sophie Parstorfer aus Wurmannsquick und der 18-jährige Louis Ritschel aus Neumarkt in der Oberpfalz. Bei der "Deutschen Meisterschaft im Handwerk" haben die zwei Nachwuchshandwerker ihr Können unter Beweis gestellt und sind aus dem Wettbewerb als Landessieger – als "Bayerns Beste" hervorgegangen. Jedes Jahr treten in der Meisterschaft die besten Absolventinnen und Absolventen ihres Handwerks in über 130 Gewerken gegeneinander an und kämpfen auf drei Wettbewerbsebenen um den Bundessieg. Im Gespräch erzählen die zwei Spitzenfachkräfte von ihrem Werdegang, vom Wettbewerb und der Leidenschaft fürs Handwerk die ihnen in die Wiege gelegt ist.

Leidenschaft vom Vater geerbt

"Ab der vierten Klasse habe ich schon gewusst, dass ich Metallbauerin werden will", erinnert sich Sophie Parstorfer. Ihr Vater ist selbstständig, führt als Metallbauer einen Ein-Mann-Betrieb im niederbayerischen Wurmannsquick. Seine Tochter hat er schon früh mit auf die Baustelle genommen und in seine Arbeit mit eingebunden. Besonders hat sie dabei ein kleines Kunststück des Vaters begeistert, erzählt die 19-jährige: ein kleiner Kerzenständer aus lauter kleinen Blättchen, die zu einer Rosenform gebogen wurden. Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist ihr klar, dass das Metallbauhandwerk für sie der richtige Weg ist. Nach der achten Klasse unterzeichnet sie den Lehrvertrag bei der Lindner Group in Arnstorf, macht hier ihre Ausbildung und ist auch heute noch als frischgebackene Gesellin im Betrieb beschäftigt. "Aktuell bin ich in einer Abteilung die sehr abwechslungsreich ist, man kommt viel auf Montage raus und sieht dabei total viel.

Metallbauerin Sophie Parstorfer steht an einer Fräsmaschine und bearbeitet ein Teil.
Alexey Testov
Metallbauerin aus Leidenschaft: schon in der vierten Klasse wusste Sophie Parstorfer ganz genau was sie später machen möchte.

Als Prüfungsbeste im Kammerbezirk Niederbayern-Oberpfalz qualifizierte sich Sophie für den bayerischen Landesentscheid in Augsburg. Die Anforderung bei der Arbeitsprobe war komplex: hier musste eine Bohrlehre, die man um 30 Grad verstellen kann, angefertigt werden. Dafür hatte Sophie insgesamt 12 Stunden Zeit. Mit ihrer Leistung überzeugt die 19-Jährige, denn kurz darauf steht fest: Sie ist Landessiegerin und damit Bayerns beste Metallbauerin. "Das habe ich erst gar nicht glauben können, dass ich gewonnen hab," so Sophie. Für ihren Vater war es hingegen keine große Überraschung. "Mein Papa hat gesagt, dass er das schon erwartet hat."


"Von Anfang an viel zugetraut"

Auch Louis Ritschel ist die Begeisterung fürs Handwerk von klein auf eingeschrieben. Sein Vater ist Elektriker für Energie- und Gebäudetechnik, der Großteil seiner Familie ebenfalls im Handwerk. Er selbst hat sich schon früh für den Beruf des Beton- und Stahlbetonbauers entschieden. Den Ausschlag gab ein Schlüsselerlebnis, als neben seinem Elternhaus ein neues Gebäude errichtet wurde. "Da bin ich dann als kleiner Junge am Gartenzaun gestanden und hab den Handwerkern beim Arbeiten zugeschaut." In der siebten Klasse macht der Neumarkter sein Schulpraktikum bei der ortsansässigen Firma Klebl, ein Jahr später meldet er sich hier für die Ausbildung an. "Für mich kam nie was Anderes in Frage. Ich bin nicht der Mensch, der lange vorm Computer sitzen kann. Ich will am Abend sehen, was ich mit meinen Händen aufgebaut habe." Louis bringt nicht nur Leidenschaft fürs Handwerk, sondern auch Talent mit. Das erkennt der Ausbilder schnell – schon im zweiten Lehrjahr darf er eigenständige Arbeiten übernehmen. "Mir wurde von Anfang viel zugetraut." Auch er tritt nach seiner Gesellenprüfung automatisch in den Landesentscheid ein. Hier musste der 18-Jährige Körper mit verschiedenen Aussparungen und Dreikantleisten anfertigen, jede Schräge und Rundung wird minutiös geprüft. Aus dem Landesentscheid geht er als Sieger hervor. "Ich bin da schon stolz drauf, denn das ist schon ein Weg der sich zieht und der auch einiges von einem abverlangt", sagt er heute rückblickend.

Vom Landessieg zum Bundesentscheid

Nach dem Landessieg ist vor dem Bundesentscheid für die zwei ostbayerischen Gesellen. Für Sophie Parstorfer geht es weiter nach Nordheim bei Braunschweig, Louis Ritschel reist nach Erfurt. Mit einer soliden Zweitplatzierung kehren sowohl Sophie als auch Louis in die ostbayerische Heimat zurück. Das sehen beide sehr sportlich. "In dem Wettbewerb gibt es keine Verlierer", so Louis Ritschel. "Allein die Teilnahme ist schon eine Bestätigung dafür, dass man sehr gut in seinem Handwerk ist. Was er in Zukunft machen möchte, hält sich der 18-Jährige noch offen, der nach wie vor in seinem Ausbildungsbetrieb beschäftigt ist. "Irgendwann mach ich vielleicht den Meister, werde Polier oder gehe in die Richtung Bautechnik. Jetzt will ich aber erst mal Praxiserfahrung sammeln." Sophie Parstorfers Zukunftspläne sind da schon etwas konkreter. Sie will einen Meisterkurs beginnen und irgendwann in den Betrieb ihres Vaters mit einsteigen. Festlegen möchte sie sich jetzt trotzdem noch nicht. "Ich will einfach schauen was auf mich zukommt und dann das Beste draus machen."