Mit seiner Hausbank ist Simon Heumos in den sozialen Medien viral gegangen.
Frank Dullinger
Mit seiner Hausbank ist Simon Heumos in den sozialen Medien viral gegangen.

Im Gespräch Im Handwerk angekommen

Mit einem einzigen Handgriff verwandelt sich eine einfache Hausbank in eine Sitzgruppe. Das Prinzip dahinter ist so einfach wie genial – die Bank ist ausklappbar, die Rückenlehne wird zum Tisch, die Sitzfläche zu zwei Bänken. Simon Heumos aus Grafenau hat das multifunktionale Möbelstück im Rahmen seines Meisterkurses im Metallbau im Bildungszentrum Regensburg der Handwerkskammer angefertigt. Die Inspiration dazu fand er im Internet, wo er eine ähnliche Bank aus Holz entdeckte. "Der Mechanismus war da, aber die Optik und die Ausführung war noch ausbaufähig. Dann hab ich versucht dem ganzen meinen eigenen Stempel aufzudrücken und den Mechanismus so zu entwickeln, dass er mir gefällt."

Auf dem Instagram-Kanal der Handwerkskammer hat Heumos sein Meisterstück präsentiert. Mittlerweile wurde das knapp 25-sekündige Video knapp zwei Millionen Mal angeschaut, 84.500 Mal mit Gefällt mir markiert und 1.700 Mal kommentiert (Stand: Juni 2023). Simon selbst nutzt die Plattform nicht, doch Freunde und Bekannte erzählten ihm von den Reaktionen im Netz, sogar bei seinem Arbeitgeber hat es Anrufe und E-Mails gegeben, ob die Bank in Serie produziert werden könne, ob es da bereits Pläne gäbe. "Ich hab das gar nicht fassen können, dass mein Meisterstück so viel Zuspruch findet. Das war echt der Hammer", freut sich der 36-Jährige. Auch die negativen Kommentare, die sich vereinzelt unter dem Video finden lassen, können dem Metallbauer nur wenig anhaben: "Ich weiß, was ich gearbeitet hab, was ich an Kreativität reingesteckt habe. Da muss man drüberstehen."



Auf Umwegen zum Traumberuf

Den Plan ins Handwerk zu gehen, insbesondere in die Metallgestaltung und Metallbearbeitung, den hatte Simon Heumos bereits in der Schule. Doch nach seinem Abschluss fand er keine passende Lehrstelle in der Region. Aus Mangel an Alternativen entschied er sich damals für eine Ausbildung zum Hotelfachmann und absolvierte im Anschluss eine Weiterbildung im Hotel- und Tourismusmanagement. Für Heumos eine Laufbahn ohne echte Perspektive. Nach zehn Jahren verlässt er die Gastronomie und beginnt im Bogenshop eines Bekannten zu arbeiten. Hier packt er im Bogenbau selbst mit an und merkt, was das Handwerk so besonders macht: "Man sieht einfach was man mit den Händen geschaffen hat und das ist ein gutes Gefühl." Als er zu Beginn der Corona-Pandemie aus wirtschaftlichen Gründen ausgestellt werden muss, gibt es für ihn keine Alternative mehr. "Ich wollte im Handwerk bleiben."

Über seine Football-Mannschaft trifft Heumos auf seinen heutigen Arbeitgeber, der ihm sofort eine Stelle in seinem Metallbearbeitungsbetrieb anbietet. Für Simon ist klar: "Wenn ich das mach, dann mach ich’s gscheid. Dann will ich keine angelernte Fachkraft sein, sondern dann will ich eine Umschulung, eine richtige Ausbildung machen."

Mit dem Abitur, dass er im Rahmen seiner ersten Ausbildung absolviert hatte, konnte sich Heumos für das Programm Abi + Metallbau an der Berufsschule Vilshofen qualifizieren. In zweieinhalb Jahren können Kursteilnehmer ihre Ausbildung mit der Weiterbildung zum Handwerksmeister verknüpfen und die gesamte Ausbildungszeit um ein Jahr verkürzen. "Das war die beste Entscheidung überhaupt", sagt Heumos rückblickend. Die Bildungsbereitschaft in der Klasse sei sehr hoch gewesen, "da hat immer jeder mitgearbeitet, die wollten lernen." Im Januar 2022 legt Heumos seine Gesellenprüfung ab, ein Jahr später hält er den Meisterbrief in der Hand.



"Das hab ich in den Genen"

Heute ist Simon Heumos noch immer in seinem Ausbildungsbetrieb Öttl Metallbau in Schönanger beschäftigt. Schon mit seinem Meister habe man ihm immer mehr Verantwortung übertragen, in Zukunft sei geplant, dass er die Montageleitung eigenverantwortlich übernimmt. Ab September bekommt der Betrieb einen neuen Azubi. "In dessen Ausbildung werde ich auch mitwirken", sagt er.

Auch in Simons Freizeit geht nichts mehr ohne sein Handwerk. Vor ein paar Jahren hat er angefangen sich eigene Werkzeuge zur Metallbearbeitung anzuschaffen und sich eine eigene kleine Hobbyschmiede aufgebaut. Auch in der Konstruktionstechnik gibt es einen großen Gestaltungsspielraum, meint er. "Da kann ich mich kreativ austoben."

Von der Schulbank in die Gastronomie, von der Bogenherstellung zur Metallbearbeitung: Simon Heumos Weg ins Handwerk lief auf keinen geraden Bahnen – dafür ist er jetzt in seinem Traumberuf angekommen. "Mein Handwerk bedeutet mir viel. Das ist das einzige Wort was mir dazu einfällt." Eine Leidenschaft die dem 36-Jährigen in die Wiege gelegt ist: Sein Großvater war im Maschinenbau tätig, habe sich in allen Bereichen handwerklich sehr gut ausgekannt und ständig gebastelt. Sich selbst helfen zu können und zu sehen was man mit den eigenen Händen erreichen kann, das habe ihm damals imponiert und erfüllt ihn heute. "Als ich mich für den Metallberuf entschieden hab, hat meine Mutter gesagt, dass das jetzt der richtige Weg ist, weil das hab ich in den Genen", erzählt er. Simons Meisterstück steht heute bei seinen Eltern im Garten. Was sich der Jungmeister als nächstes einfallen lässt, bleibt abzuwarten.

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Ein Artikel aus der Deutschen Handwerks Zeitung vom 21. Juli 2023