Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger vor der Handewerkskammer in Regensburg.
KommentarHidden Champion in Sachen Ausbildung
Das Handwerk ist der Ausbilder der Nation. In unseren Werkstätten wird Zukunft gestaltet: praktisch und theoretisch. Das gilt nicht nur für innovative Produkte und Dienstleistungen, sondern auch für die Ausbildung unserer Fachkräfte von morgen. Rund 350.000 junge Menschen erhalten in Deutschland aktuell eine qualifizierte Ausbildung im Handwerk. Unsere Betriebe sind wahre Wissenspools: Mit Hand und Hirn werden an den Werkbänken und Laptops ausgefeilte Pläne in die Tat umgesetzt und Handwerkstraditionen mit Digitalisierung und KI verknüpft. Das Handwerk bleibt nicht stehen, es entwickelt sich weiter.
Unser duales Ausbildungssystem ist ein Erfolgsmodell. Die Karriere- und Verdienstchancen sind mit einer beruflichen Ausbildung in der Tasche längst mindestens genauso gut wie mit einem Studium. Bewerber können sich ihre Ausbildungsstelle inzwischen aussuchen. Kurzum: Wer heute eine Ausbildung im Handwerk startet, ist morgen die begehrte Fachkraft, die unser Land so dringend braucht.
Trotzdem bleiben immer noch viel zu viele Lehrstellen unbesetzt. Warum? Und was tun? Zum einen sind die Vorteile der beruflichen Bildung immer noch zu wenig in den Köpfen der Jugendlichen, Eltern und Lehrer verankert. Zum anderen ist die von uns angestrebte Gleichwertigkeit zur akademischen Ausbildung in der Praxis noch nicht verwirklicht – wenn auch der Tag des Handwerks an allen weiterführenden bayerischen Schulen oder die Erhöhung des Meisterbonus erhebliche Fortschritte gebracht haben.
Das Handwerk braucht noch mehr Unterstützung aus Politik und Gesellschaft. Wir fordern konkret einen stärkeren Ausbau der Berufsorientierung, bezahlbares Wohnen auch für Auszubildende und weitere Förderinstrumente zur Qualifizierung leistungsschwächerer Bewerber oder von Lehrlingen mit Sprachdefiziten – aber auch mehr Stipendien und Förderprogramme für unsere besten Auszubildenden und Gesellen. Die Bildungswende muss schnell vorangetrieben werden, denn: wir wollen Gleichbehandlung und nicht länger "nur" heimliche, also Hidden Champions in Sachen Ausbildung sein.