Die Kreishandwerksmeisterin Elisabeth Würz beim Haareschneiden in ihrem Salon.
HWK
Will die Nachwuchswerbung im Handwerk mit einer Casting-Show aufpeppen: Friseurmeisterin Elisabeth Würz.

Aus der Deutschen Handwerks ZeitungFriseurmeisterin fordert Casting-Show für Handwerker

Im ersten Augenblick glaubt man an einen Scherz, als Elisabeth Würz per Mail mit Nachdruck eigene Casting-Shows für Handwerker fordert. "Unzählige Gesangscasting-Shows, Quizsendungen, Datingformate und Spielesendungen mit Z-Promis. Egal ob nun Streaming oder lineare Ausstrahlung. Gefühlt kann man nur noch Karriere machen, wenn man Sänger, Model oder Influencer wird", schreibt die stellvertretende Kreishandwerksmeisterin und Obermeisterin der Friseur-Innung Neumarkt in der Oberpfalz empört. Und weiter: "Und als Beruf gibt es sowieso scheinbar nur Polizist, Anwalt oder Arzt im TV. Wen verwundern da noch die fehlenden Fachkräfte im Handwerk? Wieso gibt es keine Prime-Time-Spiel-Show, in der Handwerker in ihrem Gewerk ihre Fähigkeiten beweisen können?"

"Handarbeit ist was Schönes"

Eine Mail mit ersten Ideen für eine Handwerker-Castingshow bekommt man nicht alle Tage, noch dazu von einer gestandenen und im Ehrenamt sehr engagierten Handwerksmeisterin. Ein Besuch in ihrem Friseursalon in Neumarkt macht klar: Elisabeth Würz will etwas bewegen für ihr geliebtes Handwerk. "Und das kann man nur, wenn man einer breiten Öffentlichkeit zeigt, wie vielfältig, kreativ und interessant das Handwerk ist", sagt die 60-Jährige, als sie gerade einer Stammkundin die Haare färbt. Viele Menschen hätten immer noch ein veraltetes Bild vom Handwerk. "Vor allem viele Eltern wünschen sich für ihre Kinder etwas anderes, anstatt stolz darauf zu sein, dass der Sohn oder die Tochter ein Handwerk lernt." Sieben Lehrlinge hat die Friseurmeisterin in ihrem Berufsleben ausgebildet, unzählige Freisprechungsfeiern und Berufsschulabschiede besucht. Alle Nachwuchshandwerker seien immer sehr stolz auf ihr Wissen und ihre Fertigkeiten gewesen. "Mir geht es da ganz genauso. Es ist etwas sehr Schönes, wenn man etwas mit seinen Händen erschaffen kann." Trotzdem fehle dem Handwerk der Nachwuchs. "Dabei brauchen wir das Handwerk jeden Tag." Elisabeth Würz setzt den Pinsel ab, ihre Kundin nickt zustimmend. "Schauen Sie nur mal, wie sehr ich in meinem Beruf die Menschen verändern und erfreuen kann", sagt die Handwerksmeisterin. "Das macht nicht nur die Kunden zufrieden, sondern mich auch. Das ist ein schönes Gefühl am Ende des Tages." Seit 30 Jahren ist Elisabeth Würz inzwischen selbstständig und in all den Jahren habe sie sich immer auf ihre Kunden gefreut, sagt sie.

Konzept für "Top-Handwerkershow"

Elisabeth Würz ist sich sicher: für das Handwerk muss auf allen Kanälen die Werbetrommel gerührt werden. "Zumindest die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten sollten mal die grauen Zellen in Richtung Sendekonzepte anstrengen und einfach mal einen Tatort weniger drehen. Immerhin belaufen sich die Produktionskosten für eine Tatort-Folge auf rund 1,9 Millionen Euro. Mit dem Budget könnte man eine Top-Handwerkershow auf die Beine stellen", erklärt sie – und es ist ihr wirklich ernst damit. "Ja warum denn nicht? Wenn Handwerker gegeneinander antreten und zeigen was sie können, das hat sicher Unterhaltungswert und das interessiert die Leute auch." Außerdem würden so auch Kinder und Jugendliche erkennen, wie schön das Handwerk sei. Ideen für eine Casting-Show für Handwerker hätte Elisabeth Würz genug: Wettkämpfe zwischen Elektrikern und Schreinern zum Beispiel. "Wer verlegt die sauberste Leitung? Oder wer fertigt das schönste Möbelstück? Das alles könnte man super in Szene setzen." Bis jetzt hat sich allerdings noch kein Produzent bei Elisabeth Würz gemeldet. Ob sie sich eine Karriere im Showbusiness vorstellen könnte? Elisabeth Würz lacht: "Nein, ich bleibe dem Friseurhandwerk treu. Ich würde meinen Beruf immer wieder wählen."



 Deutsche Handwerks Zeitung

Ein Artikel aus der Deutschen Handwerks Zeitung vom 17. Januar 2025.



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