Im Rahmen des Bayerischen Mittelstandspreises nahmen Joana Harrer-Riebl und Florian Harrer eine Auszeichnung entgegen.
EWIF e.V. Alexander von Spreti, München
Im Rahmen des Bayerischen Mittelstandspreises nahmen Joana Harrer-Riebl und Florian Harrer eine Auszeichnung für herausragende unternehmerische Leistungen, stellvertretend für das Riebl-Siebdruck Team entgegen.

Auszeichnung "Bayerischer Mittelstandspreis""Flexibel und schlagkräftig"

In der Riebl-Siebdruck GmbH im niederbayerischen Ergolding /Landshut entstehen jeden Tag Qualitätsprodukte mit einem hohen Mehrwert. Die Front-Folien, Design-Folien und Tastatur-Folien, die rund 30 Mitarbeiter im technischen Siebdruckverfahren herstellen, kommen auf Bedieneinheiten und Eingabesystemen zum Einsatz. Vor 47 Jahren wurde das Unternehmen gegründet, auf den technischen Siebdruck habe man sich dabei schon früh spezialisiert, erzählt Florian Harrer, der den Familienbetrieb mit seiner Frau Joana Harrer-Riebl in zweiter Generation führt. Riebl-Siebdruck bietet zukunftsorientierte Leistungen für nahezu alle Branchen – weltweit. Gemeinsam entwickelt man Lösungen – damit gehört Riebl zu den führenden europäischen Siebdruckereien. Erst kürzlich ist Riebl-Siebdruck im Rahmen des Bayerischen Mittelstandspreises für herausragende unternehmerische Leistungen – genauer für Exzellenz in ESG – ausgezeichnet worden. ESG, das ist die Abkürzung für drei zentrale Kriterien beim nachhaltigen Wirtschaften von Unternehmen: Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und Aufsichtsstrukturen (Governance). Die Auszeichnung erfüllt die Betriebsinhaber mit Stolz. „Das hat uns gezeigt, dass wir auch als kleines Unternehmen mit den größeren Mittelständlern Schritt halten und sogar noch einen oben drauf setzen können“, freut sich Florian Harrer.

Mensch im Mittelpunkt

Managementsysteme, durch die Produktionsprozesse und Arbeitssicherheit optimiert, sowie Nachhaltigkeit gefördert wird, spielen für die Riebl-Siebdruck GmbH schon immer eine große Rolle. Im Zentrum steht aber klar die Belegschaft. „Uns ist es wichtig, nah am Mitarbeiter zu sein“, berichtet Harrer. Täglich finden Produktionsgespräche statt, wöchentlich sogenannte „5-Minuten-Meetings“, quartalsweise holt die Geschäftsführung ihre Mitarbeiter für gemeinsame Strategiegespräche mit ins Boot. Eine Besonderheit ist außerdem das jährlich stattfindende Mitarbeitergespräch. „Das ist bei uns keine klassische Vorgesetzten-Mitarbeiter-Beurteilung. Die Beurteilung kommt vom Team“, so Harrer. Für den 46-Jährigen ist das der ehrlichere Weg, denn Kollegen können viel besser einschätzen wie gut das fachliche Können, wie hoch die Einsatzbereitschaft sind und wie es mit der Teamfähigkeit aussieht. Der Wert der hier ermittelt wird, spielt aber noch eine weitere Rolle. Jährlich schüttet die Geschäftsführung eine Prämie aus, wenn ein gesetztes Qualitätsziel erreicht wird. Wie der Bonus des jeweiligen Mitarbeiters ausfällt, wird von verschiedenen Bausteinen beeinflusst, einer davon ist auch die Beurteilung. „Wir halten so das Qualitätslevel hoch, genauso wie den Motivationsfaktor unserer Belegschaft.“

Vielfach ausgezeichnet

Schon Firmengründer Hannes Riebl habe früh erkannt, welches Potenzial Managementsysteme haben. 1994 wird Riebl-Siebdruck als erste Siebdruckerei nach dem Qualitätsmanagementsystem ISO 9001 zertifiziert. Aber auch das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz spielen von Beginn an eine große Rolle. Der Betrieb gehörte frühzeitig dem Umweltpakt Bayern an, setzt seit mehreren Jahrzehnten auf Erneuerbare Energien und hat sich vor zehn Jahren einem Nachhaltigkeitsmanagementsystem verpflichtet. „Mein Schwiegervater war und ist ein Mann mit Weitsicht“, so Florian Harrer, der 2015 in die Geschäftsführung eingetreten ist. Die Geschäftsführerin Joana Harrer-Riebl ist gelernte Siebdruckerin, hat Ihre Meisterprüfung abgelegt und sich darüber hinaus zur Betriebswirtin (HWK) weitergebildet. Die Übergabe sei über eine Zeitspanne von zehn Jahren sorgfältig vorbereitet worden, 2020 habe sich Hannes Riebl dann endgültig aus dem Unternehmen zurückgezogen. „Für uns beide gibt es keine Gründe etwas an der grundlegenden Ausrichtung des Betriebs zu ändern. Wir führen im Sinne des Gründers weiter und wollen den Betrieb stets „am Puls“ der Zeit halten. Umweltbewusstsein, soziale Verantwortung und transparente Unternehmensführung: hat das auch einen wirtschaftlichen Nutzen? „Das kann man nicht direkt messbar machen,“ meint Harrer. „Aber wenn diese Aspekte nicht passen, dann passen diverse Strukturen nicht.“ Wirtschaftlichkeit hat hohe Priorität, aber war nie allein ausschlaggebender Grund, Managementsysteme zu installieren.“ Für den 1977 gegründeten Betrieb stehen Verantwortung für Umwelt und Klima, Verpflichtung gegenüber den Mitarbeitern ganz oben in der Firmenphilosophie. Managementsysteme müssen gelebt werden. Innovationen als Schlüssel zum Erfolg – aus dieser Überzeugung heraus und mit großem Engagement, geht das Unternehmerpaar weiterhin in die Zukunft. Die Erfolgsgeschichte vom grafischen Siebdruck zum Systemlieferanten für die Geräte- und Maschinenbauindustrie wurde in den Jahren auch mit Auszeichnungen der Staatsregierung, u.a. dem Bayerischen Qualitätspreis (1994, 2007 und 2015), also 3-malig, belohnt.

Agilität bewahren

Die Frage danach, wohin sich der Betrieb in Zukunft entwickeln möchte, sei nicht einfach zu beantworten. „Das Ziel der Firma Riebl-Siebdruck war es nie und wird es auch nie sein auf großes Wachstum zu setzen.“ Im Vordergrund stehe vielmehr, sich Anpassungsfähigkeit und Agilität zu bewahren, um flexibel reagieren zu können, wenn sich äußere Rahmenbedingungen ändern. „Wir möchten in unserem Betrieb weiterhin eine gut funktionierende inner- und außerbetriebliche Kommunikation, mit einem „überschaubaren“ Mitarbeiterstamm, wenig Hierarchien, damit der Kundenutzen im Mittelpunkt unseres Denkens stehen kann.“ So wolle man auch langfristig das Unternehmen wirtschaftlich absichern. Jetzt und in Zukunft stehe bei allem aber immer eines im Fokus: die gelebte Verantwortung für Mensch und Umwelt.

 Deutsche Handwerks Zeitung

Ein Artikel aus der Deutschen Handwerks Zeitung vom 8. November 2024.