Empfang des ostbayerischen Handwerks10 Forderungen zur Europawahl
9. April 2024
Über 200 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Institutionen besuchten den diesjährigen Wirtschaftsempfang des ostbayerischen Handwerks, der gemeinsam von der Handwerkskammer und der Arbeitsgemeinschaft für Unternehmensführung im Handwerk e. V., kurz AGU, im Bürgersaal Ergolding ausgerichtet wurde. Im Fokus des Empfangs stand die kommende Europawahl und dahingehend die Forderung des ostbayerischen Handwerks nach einer europäischen Mittelstandspolitik. Referent des Abends war Manfred Weber, Mitglied des Europäischen Parlaments, EVP-Partei- und Fraktionsvorsitzender, der in einem Impulsvortrag die Bedeutung des regionalen Handwerks im europäischen Kontext hervorhob.
Das Handwerk fordert Taten
Um Sicherheit, Wachstum und Stabilität in der Region zu gewährleisten, ist das Handwerk auf ein starkes Europa angewiesen. Gleichzeitig könne auch das europäische Bündnis nur mit einer starken mittelständischen Struktur reüssieren, machte HWK-Präsident Dr. Georg Haber in seiner Begrüßungsrede deutlich. "Kleine und mittlere Unternehmen machen über 99 Prozent aller europäischen Unternehmen aus", so Haber. Dass die europäische Gesetzgebung sich vor diesem Hintergrund immer mehr von der Lebenswirklichkeit von kleinen und mittleren Betrieben entferne, sei "schwer nachzuvollziehen." Als aktuellstes Beispiel hierfür nannte Haber das EU-Lieferkettengesetz. "Wir haben mehrfach darauf aufmerksam gemacht, dass das Vorhaben unverhältnismäßige und in der Praxis nicht händelbare Nachweispflichten mit sich bringt", so Haber. Bürokratie würde weiter auf- statt abgebaut, das Wirtschaftswachstum in der Region ausgebremst. Mit einem deutlichen Appell richtete sich der HWK-Präsident an die Entscheidungsträger in Brüssel: "Wir wünschen uns mehr Herzblut für die Forderungen des Mittelstands. Ohne ein starkes Handwerk können viele der Herausforderungen, denen die EU gegenübersteht, nicht bewältigt werden." Es sei wichtig, dass die Belange des Handwerks wieder stärker in den Fokus der europäischen Gesetzgebung gerückt werden. Dahingehend arbeitete die Handwerkskammer 10 Forderungen des ostbayerischen Handwerks zur Europawahl aus, die Haber dem Europapolitiker Weber mit auf den Weg gab. Im Fokus stehen hier unter anderem eine Absicherung der Energieversorgung, die Fachkräftesicherung und eine KMU-taugliche Ausgestaltung des EU-Lieferkettengesetzes.
"Wurzelgeflecht der wirtschaftlichen Stabilität"
Welche enorme Bedeutung das regionale Handwerk für die Stabilität Europas hat, betonte Manfred Weber in seinem Impulsvortrag. Die Chance die sich durch die EU-Osterweiterung vor 20 Jahren eröffnet hat, habe das ostbayerische Handwerk gut genutzt, so der Europaabgeordnete, obwohl anfänglich Skepsis und Sorgen vorgeherrscht hätten. "Die Realität ist zum Glück eine andere. Ostbayern ist in den Mittelpunkt Europas gerückt. Viele unserer Unternehmer haben Mittel- und Osteuropa nicht nur als Produktionsstandort entdeckt, sondern vielmehr als Markt. Das zeigt: Unsere Handwerker packen an und nutzen die Möglichkeiten des EU-Binnenmarkts", so Weber. Das Handwerk sei eine tragende Säule der wirtschaftlichen Stärke Niederbayerns und der Oberpfalz. "Als mittelständische Betriebe, die in Krisenzeiten nachhaltiger denken, ihre Mitarbeiter halten und nicht die Rendite in den Mittelpunkt stellen, als Ausbildungsbetriebe und auch als Teil des gesellschaftlichen Lebens unserer Heimat. Neben den großen Industriezentren sind unsere Handwerksbetriebe das Wurzelgeflecht der wirtschaftlichen Stabilität", zeigte sich Weber überzeugt.
"Mit gesundem Menschenverstand unternehmen"
Das Handwerk braucht ein starkes Europa, Europa braucht ein starkes Handwerk: so der Tenor des Abends. Auch der AGU-Vorsitzende Thomas Hierbeck machte deutlich, dass viele europäische Gedanken, gut gemeint seien, die Umsetzung allerdings häufig "verzweifeln" ließe. Trotz allem sei es aber wichtig niemandem die Schuld zuzuweisen. "Es wird Zeit, dass wir wieder alle an einem Strang ziehen", so Hierbeck. Dabei müssten die Unternehmerinnen und Unternehmer im Handwerk hier mit positivem Beispiel vorangehen. "Für Politik und Handwerk gilt gleichermaßen: Mit gesundem Menschenverstand unternehmen und nicht unterlassen", schloss Hierbeck